Deutsche koloniale Spuren in Mittelamerika
Szenische Recherche
FIDENA Residenz-Programms 2020
TakeCareResidenz. Fonds Darstellende Künste/NEUSTART KULTUR.
Die Geschichte der deutschen Einwanderung in Mittelamerika ist eng mit der Kaffeeproduktion verbunden. Viele Deutsche emigrierten Ende des 19. Jahrhunderts und in den 1920er Jahren. Sie haben sich hauptsächlich in Guatemala niedergelassen und profitierten von der staatlichen Enteignungspolitik von Gemeinschaftseigentum. Der Wohlstand der deutschen Gemeinde in Guatemala beginnt mit dem Kaffeeboom und dauert bis heute nahezu ununterbrochen an. Sie sind Teil der wirtschaftlichen und politischen Elite in Mittelamerika. In ihrer Geschichte und in ihrer Gegenwart finden wir viele Spuren kolonialer Kontinuitäten und rassistischer Diskurse.
Der Nationalsozialismus verbreitete sich auch in Guatemala und in den Regionen Mittelamerikas: In Guatemala wurde ein Ableger der NSDAP gegründet, ein “Deutsches Haus”, das als Versammlungsort der Nationalsozialisten diente und es erschien die “Deutsche Zeitung”, als Kommunikationsorgan der NS-Propaganda. Guatemala galt als das Zentrum der Nazi-Propaganda in Mittelamerika. Im Jahr 1933 verfasste Erwin Paul Dieseldorff, ein deutscher Kaffeebaron in Guatemala und enger Mitarbeiter vom damaligen autoritären Präsidenten Jorge Ubico, das Gesetz “Ley contra la Vagancia” (Gesetz gegen das Vagabundentum). Dieseldorff stützte sich dafür auf die Sklavengesetze des deutschen Kolonialreichs in ehemalig Deutsch-Südwestafrika und übersetzte diese. Dieses Gesetz wurde 1934 vom Abgeordnetenhaus von Guatemala verabschiedet und verpflichtete die indigene Bevölkerung ohne Land und Arbeit zu 150 Tagen Zwangsarbeit pro Jahr in den Kaffeeplantagen und den Straßenbau.
Diese inhaltliche und szenische Recherche fand zwischen Januar und Februar 2021 statt. Ausgangfragen waren: Was machen wir mit diesem Wissen? Wie können rassistische und kolonialistische Botschaften ihre Macht verlieren? Wie kann ich mit Fragmenten aus diesen historischen Materialien szenisch umgehen? Wie kann meine persönlichen Beziehung zu Deutschland und den deutschen Institutionen hier und in Mittelamerika mit einfließen?
Diese inhaltliche und szenische Recherche fand zwischen Januar und Februar 2021 statt. Ausgangfragen waren: Was machen wir mit diesem Wissen? Wie können rassistische und kolonialistische Botschaften ihre Macht verlieren? Wie kann ich mit Fragmenten aus diesen historischen Materialien szenisch umgehen? Wie kann meine persönlichen Beziehung zu Deutschland und den deutschen Institutionen hier und in Mittelamerika mit einfließen?
Im Rahmen des FIDENA Residenz-Programms 2020 verwirklicht, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, Deutschen Forum für
Figurentheater und Puppenspielkunst e.V. sowie der Stadt Bochum.
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.
Fotos: Daniela del Poma/ Antonio Cerezo.